
Otto Müller Verlag, Salzburg
ISBN 978-3-7013-1316-7
19 Gedichte, 63 Seiten
Mit Illustrationen von Ursula Kiesling.
Eine persönliche Begegnung
Ich durfte Marianne Jungmaiers Gedichte im Band „in dieser Sprache: Walgesang“ (Hochroth Verlag) kennenlernen und es wurde von Anfang an eines meiner Lieblingsgedichtbände. Fasziniert und gefunden hat mich in diesem Band die Kürze, wie die Essenz der Gedichte: Verdichtung.
Seit diesem ersten Lesen freute ich mich auf einen weiteren Gedichtband und voilà, der Gesang wurde als ein wunderbar, gestalteter Gedichtband mit Illustrationen von Ursula Kiesling beim Otto Müller Verlag publiziert:
ein Wald aus Licht
der in drei Farben schnurrt
und seine Krallen tief
in meine Haut fährt
niemals wollte ich
an diesen Ort zurück
doch Einsamkeit
ist meine Heilung
Dieser Vers aus dem Gedicht „Mutterhasel“ ist für mich die Zusammenfassung des Gedichtbandes, des Gesangs: Man durchliest und -lebt den Wald durch verschiedene Körper, die man nicht immer eindeutig zuordnen kann/will. Und ob wir es glauben/ oder nicht/ everything is moving in cycles, wie auch dieser Gesang und die Zugänge sich kreisförmig, rhythmisch bewegen: Kreisgehen.
Der Gedichtband hat mich von Beginn an mit seinen kleinen Passagen, die mich leise lächelnd, zufrieden aufatmen ließen mitgenommen und sich eingeladen bei mir zu bleiben. Eine direkte Ansprache meiner Wahrnehmung, ohne Reflexion oder geistige Verarbeitung, sondern eine Verbindung in Millisekunden: direkter Einstieg. Genauso gehe ich in den Wald, ohne Überlegungen wie ich Schritte setze, den Atem gehen und kommen lasse und welche Richtung für mich einschlagen wird: Hingabe.
Für mich zeichnet dieser Gedichtband genau das aus: die Hingabe zu dem, was uns umgibt, ohne großes Abendteuer, sondern in einer Stille, die uns unauffällig umgibt und präsent wird, wenn wir sie begreifen.
diese Erde
ist ein Geschenk
aus der mutlosen Zeit
gewählt, besät und beschnitten
Danke für diese Gesänge, die auf die Essenz des Wortes: vertrauen.
Maria Seisenbacher, Mai 2024